Playoffs: Davies sichert Bayern den Sieg in der Schlussphase
Der FC Bayern hat in der Champions League knapp einer historischen Niederlage entkommen: In der letzten Minute der Nachspielzeit sicherte Alphonso Davies den Münchnern mit seinem späten Treffer zum 1:1 im Playoff-Rückspiel gegen Celtic Glasgow das Weiterkommen.
Bis zur 94. Minute lag Celtic durch Nicolas Kühn (63. Minute) in Führung, was nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel eine Verlängerung bedeutet hätte. Doch dann wurde Der Joker Davies nach einer Flanke von Michael Olise beim Klärungsversuch der Schotten von der Torlinie angeschossen – das schmeichelhafte Erreichen der Top-16 war damit gesichert, und der Traum, das Endspiel am 31. Mai im eigenen Stadion zu erreichen, lebt weiter.
„Einfach eine unglaubliche Erleichterung“
Davies äußerte sich anschließend bei Prime: „Wir hatten schon damit gerechnet, dass es hart wird und Celtic gutes Pressing spielt. Am Ende war es eine unglaubliche Erleichterung. Ich wusste, dass wir bei 90 plus vier Minuten sind und habe entschieden, mit in die Box zu gehen – dann habe ich einfach nur den Fuß hingehalten, es war instinktiv. Wir haben so viele Spiele gerade, ich bin einfach nur glücklich, dass wir im Achtelfinale sind.“
Leon Goretzka, der vor dem Treffer von Davies per Kopf aus kurzer Distanz an Celtic-Keeper Kasper Schmeichel gescheitert war, gestand: „Ich stehe in seiner Schuld, aus der Entfernung hätte ich eigentlich selbst treffen müssen. Aber was zählt, ist, dass wir die richtigen Ergebnisse erzielen, auch wenn wir gerade nicht die Sterne vom Himmel spielen.“
Bayern erstmals mit Luxus-Besetzung
Erstmals in dieser Saison hatte Vincent Kompany die komplette Auswahl zur Verfügung, entsprechend las sich die Bank-Besetzung wie eine Aufstellung für die Königsklasse: Unter anderem Alphonso Davies, Leroy Sané, Joao Palinha, Thomas Müller, Kingsley Coman, Eric Dier und Aleksandar Pavlovic mussten beim Anpfiff von draußen zusehen.
Sie sahen, wie die 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena zunächst einen Dauerdruck des Gastgebers erlebten, der fast schon nach drei Minuten in Führung gegangen wäre: Michael Olise bediente mit einer butterweichen Flanke Serge Gnabry am langen Pfosten, dessen Kopfball aber konnte Alistair Johnston noch kurz vor der Linie klären.
Bayern baut Celtic auf
Doch die optische Überlegenheit der Münchener verwandelte sich in eine fatale Mischung aus Lässigkeit und Überheblichkeit. Nach einem Ballverlust von Olise lief Callum McGregor allein auf Manuel Neuer zu, verzog aber freistehend deutlich (7.). Dies diente nicht als Warnung; vielmehr läutete es den Beginn einer Kette weiterer Defensivfehler der Bayern und erheblicher Chancen für Celtic ein.
Allerdings ließen die Schotten ihre Chancen ungenutzt: Ex-Bayern-Amateur Nicolas Kühn hatte nach einem Doppel-Fehler von Josip Stanisic und Dayot Upamecano bereits Neuer überwunden, doch Raphael Guerreiro klärte für den geschlagenen Keeper auf der Linie.
Upamecano patzt erneut – Maeda zu hektisch
Kurz danach passte der ehemalige Augsburger Arne Engels scharf in die Mitte, doch Daizen Maeda rutschte knapp am Ball vorbei. Spätestens in der 18. Minute war das 0:1 dann überfällig, doch nach dem nächsten krassen Aussetzer des zuletzt starken Upamecano verlor Maeda die Nerven und schloss erneut freistehend viel zu hektisch ab.
Erst nach 20 Minuten fanden die Bayern wieder etwas Ruhe in ihr Spiel, reduzierten die Fehler im Aufbau und eroberten die Kontrolle im Mittelfeld zurück. Doch gegen die clever verteidigenden Gäste entstand kaum Torgefahr; erst unmittelbar vor der Pause wurde es eng: Der defensiv anfällige Stanisic war rechts durchgebrochen und hatte perfekt zurück an den Elfmeterpunkt gespielt – Harry Kane schoss aber unbedrängt an die Latte.
Kane muss zur Pause raus
Es war Kanes letzte Aktion; Kompany nahm ihn zur Halbzeit raus, brachte in der zweiten Hälfte Coman und zog Gnabry ins Sturmzentrum. „Harry hat mit Problemen am Knöchel gespielt und die waren in der ersten Halbzeit so, dass er keinen richtigen Sprint machen konnte. Dann macht es auch keinen Sinn“, so Sportvorstand Max Eberl nach dem Spiel. Coman war sofort aktiv, schickte schon nach wenigen Sekunden Leon Goretzka in die Tiefe, der aber freistehend am Kasper Schmeichel scheiterte.
Doch ziemlich schnell ließ der Druck wieder nach; die Bayern machten es sich trotz des gefährlichen Spielstands und der abgeschafften Auswärtstorregel erstaunlich bequem. Die harte Strafe folgte in der 63. Minute – ausgerechnet durch Kühn, der 37 Mal für die Zweite Mannschaft der Münchener gespielt hat, für einen Profivertrag aber als zu schwach bewertet und 2022 für 500.000 Euro an Rapid Wien verkauft wurde.
Vorausgegangen war diesmal kein individueller Fehler, sondern gleich drei in Serie: Stanisic, Guerreiro und am Ende Min-jae Kim mit einer sinnlosen Grätsche ins Leere leisteten die Vorarbeit, die Kühn eiskalt ausnutzte.
Bayern wacht auf, Schmeichel hält klasse
Erst danach schienen die Münchener so langsam zu begreifen, was ihnen an diesem Abend tatsächlich drohte: Das Aus noch vor dem Achtelfinale gegen einen nicht gerade hochklassigen Gegner. Die Münchner erhöhten die Schlagzahl, hatten durch Goretzkas Kopfball (74.), Sanés Schlenzer (77.) und Kimmichs Distanzschuss (79.) gute Gelegenheiten; Schmeichels Reflexe oder die mangelnde Genauigkeit der Bayern verhinderten jedoch jedes Mal den Ausgleich – den Davies dann tatsächlich in der 94. Minute doch noch erzielte.
„Er ist wieder da, er macht das Tor und hat einen Vertrag unterschrieben“, sagte Eberl nach dem Spiel in der Mixed Zone: „Ich glaube, er schwebt vor Selbstvertrauen. Das brauchen wir auch am Sonntag.“ Dann trifft der FC Bayern zu Hause auf den Bundesliga-Dritten Eintracht Frankfurt (17:30 Uhr).