Zusätzliche finanzielle Mittel und ein Minister? Die Erwartungen des Sports nach der Wahl – Sportpolitik

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In den Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl spielt die Sportpolitik nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist die Wunschliste des deutschen Sports lang.

Was braucht der deutsche Sport, um wieder mehr Medaillen zu gewinnen? | Foto: Jan Woitas (dpa)
Was braucht der deutsche Sport, um wieder mehr Medaillen zu gewinnen?
Foto: Jan Woitas (dpa)

Vor der Bundestagswahl setzt der deutsche Profifußball mit Sonderaktionen ein Zeichen für die Demokratie, und DOSB-Präsident Thomas Weikert ruft die Millionen Mitglieder der Sportvereine zur Stimmabgabe auf. Es gilt, am Sonntag die Werte des Sports von der Umkleidekabine auch in die Wahlkabine zu tragen, fordert der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds.

Wo Weikert als SPD-Mitglied seine Stimme abgeben wird, dürfte angesichts seines Parteibuchs nicht schwer zu erraten sein. In seinem Wahlaufruf verzichtet der 63-Jährige jedoch auf eine klare Empfehlung. Voller Erwartung wartet der deutsche Sport auf entscheidende politische Weichenstellungen, seitdem die Ampel-Koalition gescheitert ist und drängende Themen sowie Projekte auf Eis liegen.

Inhaltlich hat die Sportpolitik in den Wahlprogrammen der Parteien angesichts der Migrationsdebatte, des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der wirtschafts- und klimaschutzpolitischen Herausforderungen sowie der finanzpolitischen Fragen nur eine untergeordnete Rolle – trotz einer potenziellen Olympia-Bewerbung.

Unterstützung für Olympia-Bewerbung gilt als sicher

Erstmals seit 1972 in München plant der DOSB, die Spiele wieder nach Deutschland zu holen. In welcher Region und für welches Jahr ist derzeit unklar. Die grundsätzliche Unterstützung der Politik für die Bewerbung gilt jedoch als sicher, angesichts der Wahlprogramme von SPD, Grünen, CDU/CSU und FDP. Man benötige eine „parteiübergreifende politische Rückendeckung und Ressourcen für eine Olympia-Bewerbung sowie ein überzeugendes Bekenntnis zur Autonomie des Sports“, so der DOSB.

Die Wunschliste der Organisation ist umfangreich und beinhaltet neben der Unterstützung für die Olympischen und Paralympischen Spiele noch neun weitere Forderungen. Um diesen Forderungen mehr Nachdruck auf der bundespolitischen Ebene zu verleihen, hat sich der DOSB die Unterstützung von Hessens ehemaligem Ministerpräsidenten Volker Bouffier gesichert. Der CDU-Veteran wird bis zur Jahresmitte als Vorstand mit besonderen Aufgaben seine Kontakte für die Ziele des DOSB nutzen. So soll auch ein Staatsminister für Sport im Bundeskanzleramt etabliert werden – oder wie es der DOSB nennt: „einen Anwalt innerhalb der Bundesregierung“.

DOSB und DFB fordern Staatsminister für Sport

Diese Forderung kommt auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Man benötige eine Stimme für den Sport, um die verschiedenen Bereiche der Sportpolitik zusammenzuführen, heißt es in einem Forderungskatalog des DFB. Während CDU/CSU einen solchen Staatsminister einfügen möchten, zeigen sich andere Parteien zurückhaltender. Die SPD beabsichtigt hingegen, den Sport als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern.

Der deutsche Sport erhofft sich durch einen Staatsminister mehr Gehör, doch für mehr Medaillen bei Großereignissen wird ein „Anwalt“ allein nicht ausreichen. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe fordert eine bessere finanzielle Ausstattung der Athletinnen und Athleten, unter anderem durch Steuerfreiheit auf Prämienzahlungen. Laut der Sporthilfe würde der Staat dadurch 400.000 Euro kosten. „Diese vergleichsweise geringe finanzielle Belastung steht in keinem Verhältnis zu dem enormen Nutzen, den sie bietet: Sie würdigt die herausragenden Leistungen der Athletinnen und Athleten und fördert deren volle Konzentration auf den sportlichen Erfolg.“

Die Interessenvertretung Athleten Deutschland fordert beispielsweise bessere Rahmenbedingungen für die Sportlerinnen und Sportler, eine angemessene Absicherung sowie faire Arbeitsbedingungen für Trainerinnen und Trainer, in der Hoffnung, nach der schwachen Medaillenbilanz bei den Sommerspielen von Paris im letzten Jahr, eine Trendwende einzuleiten.

Zukunft des Spitzensportfördergesetzes offen

Wie es in der Angelegenheit des Spitzensportfördergesetzes weitergeht, ist ungewiss. Die geplante Reform war im letzten Moment aufgrund des Scheiterns der Ampel-Koalition gescheitert. Das Gesetz sollte eine größere Planungssicherheit, Bürokratieabbau und letztendlich eine bessere Leistungsfähigkeit der Sportlerinnen und Sportler gewährleisten. Kernstück des Sportfördergesetzes ist die Gründung einer unabhängigen Sportagentur zur Verteilung der Fördermillionen.

Der DOSB plant, mit einer neuen Bundesregierung einen neuen Versuch zu starten. Man beginne dabei nicht bei null, heißt es – unabhängig davon, welche Parteien nach der Bundestagswahl die Regierungsverantwortung übernehmen werden.

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