Von FCK in den Europapokal: Heidenheims Julian Niehues – Fußball
Letzten Sommer wechselte Julian Niehues vom 1.FC Kaiserslautern zum 1.FC Heidenheim. Nach seinem Kreuzbandriss und einer langen Reha hat der Mittelfeldspieler nun endlich im Brenztal Fuß gefasst. Am kommenden Donnerstag möchte Niehues im Spiel gegen den FC Kopenhagen ins Achtelfinale der Conference League einziehen.
Es war der 12. April des letzten Jahres. Ein Tag, den der junge Fußballprofi Julian Niehues, 23, nie vergessen wird. Im Zweitliga-Spiel des 1.FC Kaiserslautern bei Greuther Fürth zog sich Niehues eine schwere Knieverletzung zu und musste zur Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Zwei Tage später kam die bittere Diagnose der Ärzte: Kreuzbandriss. Die Heilungszeit beträgt in der Regel mindestens ein halbes Jahr.
Für den defensiven Mittelfeldspieler war die Saison beim FCK damit vorzeitig beendet. „Es ist unglaublich schade, denn ich hatte mich sehr auf das Pokalfinale mit dem FCK in Berlin gefreut, aber ich konnte wegen der Verletzung nicht teilnehmen. Dadurch hatte ich leider auch keinen schönen Abschied in Kaiserslautern.“, erzählt er enttäuscht.
Schwieriger Start in Heidenheim
Im Sommer stand dann – mit dem frisch operierten Kreuzband und mitten im Aufbautraining – der Wechsel in die Bundesliga zu Heidenheim an. Der ablösefreie Transfer zu den Schwaben war schon Wochen vor der schweren Verletzung perfekt gemacht worden, doch nun trug er ein großes Handicap mit sich.
„Ich wurde zwar sehr gut aufgenommen, aber die Anfangszeit war schwer“, erinnert sich Julian Niehues gegenüber SWR Sport, „ich war im Trainingslager dabei und habe erste Bekanntschaften gemacht. Danach musste ich aber in die Reha und hatte kein richtiges Kabinenleben mit den anderen Spielern“.
Nach 297 Tagen Ausfallzeit ist Julian Niehues in der Bundesliga angekommen
Im Februar 2025 hat sich jedoch alles geändert, das Glück ist zurück. Niehues steht wieder auf dem Platz und Heidenheim kann endlich auf den Defensivstrategen zählen. Nach 297 Tagen der Abwesenheit war der 1,95 Meter große Spieler bereit, nachdem er 36 Pflichtspiele verpasst hatte. Nach der Operation und monatelanger Reha kann sich der Mittelfeldspieler zurückmelden und hat nun auch sportlich in Heidenheim Fuß gefasst.
„Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft endlich helfen kann“, sagt Niehues erleichtert. Besonders schätzt er die Zusammenarbeit mit Trainer Frank Schmidt: „Er ist offen, ehrlich und authentisch“.
Frank Schmidt: „Julian hilft uns mit seiner Präsenz“
Der Heidenheim-Trainer freut sich darüber, dass der Neuzugang, wenn auch mit Verspätung, nun voll einsatzfähig ist. „Es war klar, dass er zu uns kommt und wir ihn unterstützen werden“, sagt Schmidt, „er musste aber auch ein extrem hohes Maß an Eigenmotivation für seine Reha mitbringen“.
Der Trainer ist überzeugt: „Julian wird uns mit seiner Art, seiner Präsenz und seinen fußballerischen Fähigkeiten weiterhelfen“. Dennoch warnt Frank Schmidt: „Der Start war gut, aber wir müssen vorsichtig sein. Es muss Schritt für Schritt gehen, damit Julian der wertvolle Spieler wird, der er in Kaiserslautern war. Er muss positiv bleiben und hart an sich arbeiten.“
Startelf-Debüt in der Conference League in Kopenhagen
Am 8. Februar, beim 0:1 in Freiburg, feierte Julian Niehues nach seiner Rückkehr für zehn Minuten als Einwechselspieler sein Debüt in der Bundesliga. „Nach diesen zehn Minuten war ich total erschöpft“, lacht Niehues rückblickend, „das Spiel derzeit ist mit dem Training einfach nicht zu vergleichen“. Auch eine Woche später, beim 0:2 gegen Mainz 05, durfte Niehues für 22 Minuten spielen.
Das bislang größte emotionale Erlebnis fand dazwischen statt: Beim 2:1-Sieg des FCH in der Conference League in Kopenhagen stand er in der Startelf, lieferte über 81 Minuten eine starke Leistung und war Teil des frenetisch gefeierten Erfolgs in der dänischen Hauptstadt: „Das ist es, warum wir spielen. Ich war glücklich und zufrieden und habe Vollgas gegeben, solange ich konnte“, reflektiert Niehues über den stimmungsvollen Abend in Dänemark, „danach hatte ich jedoch auch schwere Beine“.

Fußball | Conference League
Trotz Bundesliga-Krise: Heidenheim will in Conference League für Furore sorgen
Dem 1. FC Heidenheim droht in der Bundesliga der Abstieg. In der Conference League jedoch können die Schwaben weiter für Aufsehen sorgen – und hoffen auf ein mögliches nächstes Duell mit dem FC Chelsea.
Zweitliga-Aufstieg mit dem FCK
Julian Niehues ist gebürtiger Westfale, wuchs bei Preußen Münster auf und durchlief die Nachwuchsakademie von Borussia Mönchengladbach. 2021 wechselte er in die 3. Liga zum FCK auf den Betzenberg. In Kaiserslautern (76 Pflichtspiele) feierte er den Aufstieg in die 2. Liga, entwickelte sich zum Stammspieler und wurde dank seiner Körperlichkeit zu einem gefragten Profi auf dem Transfermarkt. Der 1. FC Heidenheim sicherte sich seine Dienste mit einem Vertrag bis 2027.
Julian Niehues: „Wir wollen gegen Kopenhagen weiterkommen“
An diesem Donnerstagabend (18:45 Uhr) könnte Julian Niehues‘ Glücksgeschichte mit dem Rückspiel gegen den FC Kopenhagen möglicherweise einen weiteren Schritt machen: „Die Vorfreude ist riesig, es ist ein K.O.-Spiel, wir wollen weiterkommen und in die nächste Runde“. Er ist sich bewusst, dass „wir in einer schwierigen Phase sind, aber alle geben hundert Prozent“.
Im möglichen Achtelfinale könnte dann das nächste Highlight anstehen für den Comebacker Julian Niehues und seine Heidenheimer: Ein Wiedersehen mit dem renommierten FC Chelsea, einem der Gegner in der Vorrunde.