Baerbock lehnt Führungsposition in der Grünen-Fraktion ab.
Annalena Baerbock hat entschieden, kein führendes Amt in der Grünen-Bundestagsfraktion anzustreben. Diese Entscheidung hat sie „aus persönlichen Gründen“ getroffen, wie sie in einem Brief an die Fraktion und den Landesverband Brandenburg darlegt. Der „Spiegel“ berichtete zuerst darüber; der Brief liegt auch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor.
In dem Schreiben erklärt die Außenministerin, sie habe „aus persönlichen Gründen entschieden, erst einmal einen Schritt aus dem grellen Scheinwerferlicht zu machen und mich für kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion zu bewerben“. Der Zeitpunkt für diese Entscheidung sei bewusst auf nach der Hamburg-Wahl verschoben worden. Zudem habe sie „nach Jahren auf Highspeed ein paar Tage nachdenken wollen, was dieser Moment für meine Familie und mich bedeutet“.
Bereits vor ihrem Rückzug deutete sich an, dass es in der Fraktion Bedenken gegen Baerbock geben könnte. Sie habe keine Mehrheit, sagten führende Grüne zuletzt. Vor allem in ihrem eigenen Realo-Flügel gab es kritische Stimmen aus den Reihen der Grünen. Nach Jahren an der Parteispitze und als Außenministerin stehe sie nicht für einen Neuanfang. Britta Haßelmann hingegen wurde wiederholt für ihre integrative Kraft gelobt – aus beiden Parteiflügeln.
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Mit Baerbocks Entscheidung stellen sich viele Grüne die Frage, wer das Gesicht der Partei in den kommenden Jahren sein wird. Parteistrategen sieht es als Fehler an, dass mit Robert Habeck und Annalena Baerbock die beiden prominentesten Grünen nun im Parlament hinter den Kulissen agieren. Nach einer Auszeit müsste nach Möglichkeiten gesucht werden, in denen Baerbock und Habeck den Kurs der Partei weiter mitgestalten könnten.
„Jetzt sind die Realos komplett blank“, äußerte ein gut vernetzter Grüner zu dieser Entscheidung. Im Parteiflügel von Habeck und Baerbock macht sich nun Sorge breit, dass der linke Flügel den mittleren Kurs des Vizekanzlers und der Außenministerin aufgeben könnte. Es wird warnend angemerkt, dass die Grünen in der Opposition nicht zu einer linken Klimapartei werden dürften.
Baerbock hat in der Grünen Partei seit 2008 verschiedene Positionen innegehabt. 2018 übernahm sie zusammen mit Robert Habeck den Parteivorsitz, und 2021 wurde sie die erste Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland.
„In all dieser Zeit habe ich immer alles gegeben“, schreibt Baerbock. Auch wenn sie manchmal gestolpert sei, habe sie danach stets mit doppelter Kraft besser gemacht, „weil mir unser Land mitten in Europa und unsere Partei so sehr am Herzen liegen“. (dpa, fki)