Blutige Angriffe – Verdächtiger in Gewahrsam genommen
Berlin. Ein Tourist wurde am Holocaust-Mahnmal durch einen „spitzen Gegenstand“ schwer verletzt. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.
- Am Freitagabend kam es am Holocaust-Mahnmal zu einer Messerattacke.
- Das Opfer, ein spanischer Tourist, erlitt schwere Verletzungen.
- Die Berliner Polizei nahm am Abend einen Tatverdächtigen fest.
Ein Schreckensmoment für Berlin: Die Nachricht über die Messerattacke am Holocaust-Mahnmal erreichte die Öffentlichkeit am frühen Freitagabend. Schnell war nicht nur die Polizei am mutmaßlichen Tatort zwischen den Stelen des Mahnmals, direkt gegenüber der US-Botschaft an der Behrenstraße, sondern auch zahlreiche Journalisten und Fernsehteams aus verschiedenen Ländern versammelt.
Schnell wurde klar: Ein Mann wurde gegen 18 Uhr am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin-Mitte schwer verletzt. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wie die Polizei vor Ort mitteilte. Zunächst hieß es, er sei mit einem „spitzen Gegenstand“ verletzt worden, später wurde bekannt, dass es sich um einen Messerangriff handelte.
Gegen 20.45 Uhr, etwa drei Stunden nach dem Vorfall, nahm die Polizei einen verdächtigen Mann am Rand des Mahnmals fest – vor den Augen wartender Journalisten. Es handele sich um den mutmaßlichen Täter, informierten die Ermittler am Tatort. Polizeisprecher Florian Nath sagte der Berliner Morgenpost, Ermittler seien auf den Mann „aufmerksam geworden“. Am Abend bestätigte die Polizei via X, dass die Einsatzkräfte den Verdächtigen „aufgrund erkennbarer Blutanhaftungen“ festgenommen hätten. Die Ermittlungen und die Spurensicherung wurden gemeinschaftlich von der Staatsschutzabteilung und einer Mordkommission der Berliner Polizei übernommen. Am Samstagvormittag sollten weitere Details bekannt gegeben werden.
Mann am Holocaust-Mahnmal schwer verletzt – aber nicht in Lebensgefahr
„Die Person wird in ein Polizeigewahrsam gebracht und wird von den Ermittlern weiter vernommen“, sagte Polizeisprecher Nath am Abend. Der Verdächtige wurde von Polizisten entdeckt, die im Umfeld des Tatorts nach dem Täter suchten. Er hatte keine Tatwaffe am Ort hinterlassen. Die Berliner Feuerwehr beleuchtete den Bereich mit einem großen Kran, um den mutmaßlichen Tatort zwischen den Stelen des Mahnmals zu untersuchen. Vor Ort war zu sehen, wie Ermittler Gegenstände oder Kleidung in Papiersäcke steckten, wahrscheinlich zur Beweissicherung.
Der Mann hatte nach Polizeiangaben keine Papiere und war leicht bekleidet. Das Landeskriminalamt 8, zuständig für islamistischen Terror, wurde vorsorglich involviert, jedoch gab es keinen Anhaltspunkt für solche Aktivitäten. Auch die Nationalität des Verdächtigen blieb unbekannt.

Die Berliner Feuerwehr leuchtete das Mahnmal mithilfe eines Krans aus.
© Uta Keseling
Zuvor hatte die Polizei mehrere Augenzeugen befragt, die die mutmaßliche Tat beobachtet hatten. Viele Passanten und Touristen waren am Mahnmal unterwegs und erkundigten sich irritiert und erschrocken nach dem Polizeieinsatz.
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Über den Anlass oder mögliche Hintergründe machte die Polizei am Abend keine Angaben. Das Opfer wird in einem Krankenhaus operiert, so die Informationen. Der 30-jährige Mann ist Spanier und mutmaßlich als Tourist in Berlin. Laut Angaben vom Abend befand er sich in einem stabilen Zustand.
Bei vielen ausländischen Journalisten lagen die Nerven wegen der Symbolik des Ortes blank, der an die ermordeten Juden in Europa erinnert. Viele fragten nach einem Zusammenhang mit den Anschlägen der letzten Wochen in Deutschland. Hinweise auf ein terroristisches Attentat gab es bis jetzt jedoch nicht, erklärte Polizeisprecher Nath. Auch eine Gefahr für die Bevölkerung sei nicht gegeben, hieß es – noch bevor der mutmaßliche Täter gefasst wurde. Es gebe ebenfalls keinen direkten Zusammenhang zu den Absperrungen und Pollern, die in den letzten Tagen im Bereich zwischen dem Brandenburger Tor und Unter den Linden aufgestellt wurden.
Polizei: Gefahr für Bevölkerung besteht nicht
Zum Messerangriff am Holocaust-Mahnmal in #berlin der Pressesprecher der @Polizeiberli, Florian Nath via @morgenpost pic.twitter.com/ks5rt6F1ID
— Uta Keseling (@UtaKeseling) February 21, 2025
Die Polizei war mit einer mobilen Pressestelle vor Ort, um den Journalisten auf Deutsch und Englisch Auskunft zu geben. Viele Teams waren direkt vom roten Teppich der Berlinale herübergeeilt, die derzeit in der Nähe am Potsdamer Platz stattfindet. Andere waren wegen der bevorstehenden Bundestagswahl angereist. Ein US-Journalist berichtete der Berliner Morgenpost, dass er erst zwei Stunden zuvor in Berlin gelandet war. Er habe das Mahnmal am frühen Abend besucht und das mutmaßliche Opfer am Boden liegen gesehen. Zunächst hielt er den Mann für einen Betrunkenen. Er gab dessen Beobachtungen der Polizei als Zeuge zu Protokoll. Von seinen deutschen Reporter-Kollegen wollte er wissen: „Ist es normal, dass hier an diesem Ort so etwas passiert?“
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mit dpa