CSU siegt gegen AfD – Freie Wähler scheitern an der Wahl
Bundestagswahl in Bayern
CSU triumphiert vor AfD – Freie Wähler scheitern
Aktualisiert am 24.02.2025 – 06:44 Uhr
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Die CSU wird mit einem stark verbesserten Ergebnis erwartungsgemäß die stärkste Kraft in Bayern. Am rechten Rand kann die AfD ihren Stimmanteil mehr als verdoppeln.
Die CSU hat bei der Bundestagswahl in Bayern mit erheblichen Stimmengewinnen die stärkste Partei und damit ihren jahrelangen Abwärtstrend gestoppt. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis liegen die Christsozialen in den 47 Wahlkreisen bei 37,2 Prozent – also mehr als fünf Prozentpunkte im Vergleich zu vor vier Jahren. Allerdings wird die CSU nur mit 44 Abgeordneten im neuen Bundestag vertreten sein, obwohl ihre Kandidaten in allen 47 bayerischen Wahlkreisen gewonnen haben.
Aufgrund des neuen Wahlrechts kommen drei Direktkandidaten nicht ins Parlament, die zwar in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen erhielten, jedoch im landesweiten Vergleich am schlechtesten abschnitten. Es handelt sich um Sebastian Brehm (Wahlkreis Nürnberg Nord), Claudia Küng (München Süd) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt).
Am rechten Rand hat die AfD ihren Stimmanteil auf 19,0 Prozent mehr als verdoppeln können. Einmal mehr enttäuscht von seinen bundespolitischen Ambitionen zeigte sich Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger: Laut Landeswahlleiter haben die Freien Wähler deutlich verloren, und der Versuch, über drei Direktmandate in den Bundestag zu kommen, ist klar gescheitert.
Insgesamt werden 101 Abgeordnete aus Bayern in den neuen Bundestag entsandt, was 16 Prozent der Sitze entspricht. Der Freistaat ist somit minimal besser vertreten, als es rechnerisch seinem Anteil an den Wahlberechtigten entsprechen würde. Ein Grund könnte die überdurchschnittliche Wahlbeteiligung sein, die vom Landeswahlleiter mit 84,5 Prozent und von der Bundeswahlleiterin für ganz Deutschland mit 82,5 Prozent angegeben wird.
Die Freude auf der Wahlparty am Sonntagabend in der Münchner CSU-Zentrale war jedoch gedämpft: Die Partei blieb klar hinter ihren Erwartungen zurück, viele CSU-Politiker hatten auf ein Ergebnis von nahezu 40 Prozent gehofft, die letzten Umfragen hatten sogar 42 Prozent prognostiziert.
CSU-Chef Söder äußerte im Bayerischen Rundfunk: „Es sollte das beste Ergebnis aller Parteien in Deutschland sein.“ Der Ministerpräsident wies, wie bereits im Wahlkampf, eine Koalition der Union mit den Grünen zurück. Söder versprach CDU-Chef Friedrich Merz, dass er und der voraussichtliche nächste Bundeskanzler „so eng wie nie zuvor zusammenarbeiten werden, und wir werden alles gemeinsam besprechen“.
Im Berliner Gespräch äußerte Söder dann weichere Töne: „Wir glauben einfach nicht, dass mit den Grünen ein Richtungswechsel möglich ist“, sagte er. Auf die Frage, ob das kategorische Nein der CSU zur Zusammenarbeit mit den Grünen bestehen bleibe, schränkte der Parteichef ein: „Wenn es irgendwie geht, bleiben wir klar dabei.“ Er wolle Friedrich Merz, dem Unions-Kanzlerkandidaten, nicht vorschreiben, was zu tun sei.
Bei der AfD herrschte nach dem großen Erfolg Euphorie: Angesichts des „ganzen Widerstands“, der der Partei entgegengesetzt wurde, sei das ein „hervorragendes Ergebnis“, sagte der Landesvorsitzende Stephan Protschka im Bayerischen Rundfunk.
Die jüdische Gemeinde reagierte hingegen bestürzt: „Die Befürchtungen sind wahr geworden: Ein Fünftel der Wähler schickt eine rechtsextreme und antisemitische Partei in den Deutschen Bundestag“, sagte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl übte Kritik an CDU und CSU, ohne die Union beim Namen zu nennen: „Wer Migration zum wichtigsten Wahlkampfthema macht, der hilft damit nur der extremen Rechten.“
Für die SPD – die in Bayern seit Jahrzehnten kontinuierlich an Wählerstimmen verliert – war es erneut ein Schreckensabend: Die Partei von Bundeskanzler Olaf Scholz landete in Bayern mit 11,6 Prozent nur auf Rang vier und verlor im Vergleich zu 2021 mehr als sechs Prozentpunkte. Der Frust über die Ampelregierung sei deutlich spürbar gewesen, stellte die Landesvorsitzende Ronja Endres im BR fest.
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter bezeichnete die Niederlage der Sozialdemokraten als „desaströs“ und forderte personelle Konsequenzen – ohne zu erklären, wen er damit meinte: „Wir müssen ab sofort, ohne die üblichen Allgemeinplätze, nach solchen Ergebnissen intern Klartext reden. Sowohl was Inhalte als auch das Personal betrifft.“ Reiter hatte sich im Wahlkampf gegen eine Spitzenkandidatur von Kanzler Scholz ausgesprochen.
Grüne verlieren einziges Direktmandat
Die Grünen überholten die Sozialdemokraten, erlitten jedoch vergleichsweise geringe Einbußen und wurden mit 12,0 Prozent knapp vor den Sozialdemokraten drittstärkste Kraft im Freistaat. „Viele hatten größere Sorgen vor dem heutigen Abend“, äußerte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Toni Hofreiter im BR. In den vorangegangenen Umfragen lagen die Grünen zeitweise erheblich tiefer. Die Grünen verloren allerdings auch ihr einziges Direktmandat im Münchner Süden: Dort unterlag die 2021 gewählte Jamila Schäfer der CSU-Kandidatin.