Elon Musk: Der Freund Chinas im Weißen Haus
Elon Musk, CEO von Tesla und Berater von Donald Trump, hat bedeutende wirtschaftliche Interessen in China. Könnte Peking damit Druck auf ihn ausüben und indirekt Einfluss auf Trumps China-Politik nehmen?
Elon Musk zeigt regelmäßig seine Unterstützung für den US-Präsidenten Donald Trump auf seiner Social-Media-Plattform X. Er betonte, dass die Amerikaner von Trumps neuen Umfragewerten begeistern seien. In China bleibt dieser Post jedoch unsichtbar, da X dort blockiert ist, wie viele westliche Plattformen.
Dennoch spricht der Tech-Milliardär und Trump-Berater häufig positiv über die Volksrepublik China und lobt deren Effizienz, die Hochgeschwindigkeitszüge und das Arbeitsethos der Bevölkerung. Seine China-freundliche Rhetorik steht im Gegensatz zu den harten Positionen seines Präsidenten.
Trump ist ein offener Kritiker Pekings und tritt als harter China-Falke auf. Im Wahlkampf drohte er noch mit 60 Prozent Zöllen auf chinesische Importe, jetzt sind es zunächst zehn Prozent, die bereits eingeführt wurden.
Große wirtschaftliche Interessen in China
Musks wirtschaftliche Interessen in China sind beträchtlich. Tesla ist stark von diesem Markt abhängig, da China nach den USA der größte Markt für den Elektroautoproduzenten ist. Im Jahr 2024 verkaufte Tesla dort 657.000 Fahrzeuge – über acht Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gegensatz dazu sank der Absatz von Tesla weltweit.
Experten zufolge hat Tesla die Attraktivität von Elektroautos in China gesteigert und maßgeblich zur chinesischen Wirtschaft beigetragen, unter anderem durch den Aufbau von Lieferketten. In Shanghais Finanzmetropole hat Tesla zudem eine sogenannte Gigafactory errichtet, aus der schätzungsweise fast die Hälfte aller weltweiten Tesla-Lieferungen stammen.
Als das Unternehmen seine Pläne für die Fabrik vorstellte, setzte sich der damalige Parteisekretär von Shanghai, Li Qiang, für das Projekt ein. Der Staat unterstützte das Vorhaben, und im Jahr 2019 wurde die riesige Fabrik eingeweiht. Li ist mittlerweile Ministerpräsident Chinas.
Bewunderung für den Erfolg
Musk, dessen Vermögen größtenteils auf seinem Tesla-Aktionseigentum basiert, zeigte sich anerkennend und lobte im März 2021 die chinesische Regierung im Staatsfernsehen CCTV, indem er erklärte, dass das Land „die größte Volkswirtschaft der Welt“ werden würde. Ministerpräsident Li würdigte im April bei einem Treffen mit Musk Teslas Fortschritte in China als Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den USA und China.
Musks Unternehmergeist kommt in China gut an. Auf den chinesischen Social-Media-Plattformen hat er eine große Fangemeinde, die seinen Erfolg und seine Lebensweisheiten hoch schätzt. Musks Biografie ist in China sehr populär.
Auch seine Mutter, Maye Musk, ist in China bekannt. Sie ist Model und Geschäftsfrau und zeigt regelmäßig ihre Zuneigung zu China, das sie nach eigenen Angaben häufig besucht. Auf Douyin, der chinesischen Version von TikTok, hat sie etwa eine halbe Million Follower.
Peking könnte Druck auf Musk ausüben
Es gibt jedoch auch Rivalitäten. Trump hatte bei seinem Amtsantritt einen bemannten Flug zum Mars angekündigt, das ist genau das, was Musk anstrebt. Musks Raumfahrtaktivitäten mit Space X werden von Peking genau verfolgt, da China im Weltraum mit den USA konkurriert und eigene Programme vorantreibt.
Zudem könnte China Druck auf Musk ausüben. Berichten zufolge wartet Tesla weiterhin auf die Genehmigung für die Technologie zum autonomen Fahren in China. Eine Bestätigung seitens des Unternehmens blieb aus.
Beobachter meinen, dies sei eine Karte, die Peking im Rahmen der Zollstreitigkeiten mit den USA nutzen könnte. Die Genehmigung dieser Technologie ist entscheidend für künftige High-Tech- und KI-Entwicklungen und für die Tesla-Aktionäre von großer Bedeutung, erklärt der Unternehmensberater Bill Russo. „Die chinesische Führung wird dies nutzen, um eine Gegenleistung zu erhalten, wenn sie etwas gibt.“
Auch Jörg Wuttke, ehemaliger BASF-Manager in China und Präsident der EU-Handelskammer, berät heute Unternehmen in Washington und meint: „Es könnte sein, dass er hingehalten wird, um etwas für China zu erreichen.“
Kann Musk die Beziehungen beeinflussen?
Kann Musk als Unternehmer mit seinen Interessen in China und als Berater der Regierung die sino-amerikanischen Beziehungen beeinflussen? Und die grundsätzliche Rivalität zwischen den beiden Supermächten? Viele Experten halten das für kaum absehbar.
Scott Kennedy, China-Analyst beim US-Thinktank Center for Strategic and International Studies, meint, Musks Einfluss werde aktuell von jenen, die stabile Beziehungen anstreben, als vorteilhaft betrachtet. „Das gilt zumindest für einen Teil der globalen Geschäftswelt und für die chinesische Zentralregierung.“
Berater Wuttke merkt jedoch an, dass Musk möglicherweise in China-Fragen kein Gehör bei Trump finden wird: „Trump ist immun gegen Politikberatung. Er schaut auf die Aktienkurse und den Inflationsindex und darauf, ob seine republikanischen Kongressmitglieder ihn dafür kritisieren werden. Das sind die drei entscheidenden Mechanismen.“
Auch Kennedy ist der Meinung, dass Musks Einfluss in Bezug auf China auf Trump derzeit unklar ist, wie die gesamte Entwicklung der US-China-Beziehungen. Sollte die USA jedoch die Zölle weiter erhöhen, könnte Tesla so ebenfalls ins Visier der Chinesen geraten.
Beide Seiten – Trump und die chinesische Führung – sind gegenwärtig unberechenbar. Ob Trumps Vorliebe für Musk von Dauer ist, bleibt ebenfalls schwer vorhersehbar.