Nordische Weltmeisterschaft: Triumph für Inklusion und ein historisches Debüt

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Deutschlands Anja Wicker in Aktion beim Rennen in Toblach am 14.02.2025.

Anja Wicker wird im Para-Langlauf bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim antreten.

Quelle: IMAGO


Die Aufregung unter den deutschen Para-Skilangläufern ist groß. Sie sind bereits seit einigen Tagen in Norwegen und haben am Wochenende ihr Weltcup-Finale in Steinkjer absolviert.

Im heimischen Fernsehsender NRK gibt es kein Thema, das wichtiger ist als die Nordische Ski-WM in Trondheim und die riesige Begeisterung unter Zehntausenden von Fans.

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Am Dienstag und Mittwoch werden die Para-Skilangläufer auf dieser großen Bühne ihre Sprint-Champions küren – ein bedeutender Sieg für die Inklusion und eine historische Premiere im Skisport.

Das wird ein unglaubliches Highlight mit Gänsehaut-Atmosphäre. Es wird Zeit, dass wir so gepusht werden.


Anja Wicker

Das deutsche Para-Aufgebot für die WM in Trondheim:











Anja Wicker, die querschnittsgelähmt ist, hat 2014 bei ihrem Paralympics-Sieg in Sotschi schon einmal vor Tausenden von Zuschauern an einem Wettkampf teilgenommen. Für Marco Maier, ebenfalls ein deutscher Medaillenkandidat für Trondheim, ist dies Neuland:

Es wird das erste Mal sein, dass so viele Zuschauer an der Strecke sind und in einem großen Stadion. Es wird ganz anders sein, als wir es gewohnt sind.


Marco Maier

Der Anstoß für dieses spektakuläre Inklusions-Projekt kam vom WM-Ausrichter Trondheim. In Norwegen wird die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen genauso großgeschrieben wie die der Geschlechter.

Werbung für Para-Sprints

Für die Premiere der Sportler mit Handicap im Rahmen der Titelkämpfe der Nichtbehinderten wird umfangreiche Werbung betrieben. Die nationale Hoffnungsträgerin Vilde Nilsen spielt dabei eine zentrale Rolle in den PR-Filmen von Trondheim. Insgesamt werden sechs Goldmedaillen in den Para-Sprints vergeben – je drei pro Geschlecht in den Kategorien sitzend, stehend und sehbeeinträchtigt.

Es wird sogar ein Preisgeld von insgesamt einer Million norwegischen Kronen für die Para-Wettbewerbe ausgeschüttet. Das entspricht etwa 85.500 Euro, finanziert zu je 50 Prozent vom lokalen Ausrichter und dem Internationalen Skiverband FIS.

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Geld sorgt für Aufregung

„Das ist das erste Mal, dass es bei uns auch um Geld geht. Das sorgt für zusätzliche Aufregung – es ist aber auch ein Zeichen der Wertschätzung, dass unsere Leistungen genauso viel wert sind wie die der Nichtbehinderten“, findet Maier. Dennoch verläuft die Zusammenarbeit mit den großen Stars aus dem olympischen Skilanglauf nicht ganz reibungslos.

Es gibt da eine gewisse Skepsis. Und wir wurden darüber informiert, dass wir uns benehmen sollen.


Bundestrainer Ralf Rombach

Im Zentrum stehen vor allem die aufgrund der vielen Teilnehmer strikt regulierten Trainingszeiten auf den WM-Strecken. Den deutschen Para-Sportlern werden auch vom Wachsteam der deutschen Skilangläufer Tipps für die richtige Präparation der Bretter und Schlitten gegeben.

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„Inklusion ist kein Feigenblatt“

Die Bemühungen der FIS für den Para-Skilanglauf wertet Rombach insgesamt sehr positiv: „Die FIS ist zwar ein Supertanker, dessen Manövrierfähigkeit begrenzt ist. Aber alle bemühen sich, obwohl wir in Sachen Werbepartner und medialer Präsenz bisher eher für wenig Rückflüsse sorgen. Die Inklusion ist jedenfalls kein Feigenblatt, das sie sich umgebunden haben.“

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Dennoch könnte die spektakuläre Premiere der Para-Sportler im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Falun eine einmalige Aktion bleiben. Der nächste WM-Ausrichter Falun sieht sich derzeit nicht in der Lage, eine ähnliche Veranstaltung wie aktuell in Norwegen umzusetzen.

Para-Sport hofft auf Zukunft

„Wir sind jedoch in Dialog mit den zukünftigen WM-Ausrichtern“, sagt Sandra Spitz, Sport- und Eventdirektorin der FIS. Rombach hofft auf eine magische Premiere in Trondheim als zusätzliches Argument: „Vielleicht geraten sie unter Zugzwang. Einmal und nie wieder – das darf nicht sein.“

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