RB Leipzig triumphiert über Wolfsburg: Sesko verwandelt umstrittenen Elfmeter – Sport
Ein umstrittener Handelfmeter, der nach den Regeln des Neuen Testaments ausgesprochen wurde, hat RB Leipzig am Mittwoch zum fünften Mal ins DFB-Pokalhalbfinale verholfen. Leipzigs Stürmer Benjamin Sesko hatte bei einer Hereingabe den Arm von Kilian Fischer getroffen, was Schiedsrichter Tobias Reichel dazu veranlasste, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Sesko verwandelte den Strafstoß selbst zur letztlich nicht unverdienten 1:0-Führung – dem entscheidenden Tor des Spiels. Der Slowene nährte damit nicht nur die Hoffnungen der Leipziger auf den dritten Pokalsieg nach 2022 und 2023; er dürfte auch zumindest vorübergehend die Diskussionen um RB-Coach Marco Rose beruhigt haben.
„Revanche“, konnte man in den Veranstaltungshinweisen von RB Leipzig lesen; ein Hinweis darauf, dass Wolfsburg beim letzten Aufeinandertreffen kein Stein auf dem anderen gelassen hatte. Im November hatte das VW-Team in Leipzig mit 5:1 gewonnen. Die Plakate sollten offenbar den Eindruck erwecken, dass eine ganze Stadt auf Rache sinnen und eine Rechnung begleichen wollte. Die Kampagne führte jedoch nicht zu den erwarteten Aufwallungen. Im Gegenteil. Im Stadion konnten die Wolfsburger fast Heimatgefühle entwickeln. Auf den Leipziger Tribünen waren fast ebenso viele kahle Stellen zu sehen wie am Mittellandkanal in ganz Deutschland.
Der VfL trat im Rahmen des Möglichen mit der gleichen Startelf wie im November an. Kapitän Maxi Arnold und Torwart Kamil Grabara fehlten verletzungsbedingt; Ridle Baku wechselte die Seiten und fand sich in der Leipziger Startelf wieder. Das hatte zur Folge, dass Angreifer Jonas Wind, wie damals, auf der Ersatzbank Platz nahm. Er beobachtete eine Partie, die lange Zeit daran litt, dass keine der beiden Mannschaften schlagende Argumente für einen Sieg vorbringen konnte. Die Abschlüsse, die es gab – von Loïs Openda und Benjamin Sesko auf der einen Seite sowie von Tiago Tomás und Patrick Wimmer auf der anderen – waren so ungenau, dass es fast schwerfiel, von echten Chancen zu sprechen.
VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl wechselte Wind ein, um mehr Druck zu erzeugen
Der Auftritt der Leipziger wirkte unter den Augen von RB-Patron Oliver Mintzlaff alles andere als flüssig. Dies war Ausdruck der zunehmenden Verunsicherung. Dennoch gelang es der Mannschaft von Marco Rose, die anfängliche Selbstsicherheit der Wolfsburger nach und nach abzuknöpfen. Unmittelbar nach der Halbzeit geriet das Tor von RB-Keeper Maarten Vandervoort mehrfach in den Fokus: erst durch einen Kopfball von Amoura, der an die Querlatte ging, dann durch eine Chance von Andreas Skov Olsen. Leipzig konterte und fand sein Glück im umstrittenen Elfmeter, den Sesko in der 69. Minute verwandelte.
VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl brachte Wind und später auch Aster Vranckx, Yannick Gebhardt und Kevin Behrens für mehr defensive Stärke. Was folgte, waren keine Angriffswellen der Wolfsburger, sondern die beste offensive Sequenz der Leipziger im gesamten Spiel. Sie spielten plötzlich befreiter und zielten nach dem zweiten Treffer. Doch erneut mangelte es an Präzision; zum Beispiel bei Abschlüssen von Xavi Simons, dem eingewechselten Amadou Haidara und Sesko.
Die größte Torgelegenheit der Schlussphase hatte jedoch Behrens, der einst bei Union Berlin für Furore gesorgt hatte und nach seinem Wechsel nach Wolfsburg in der Versenkung verschwunden war. Er lief frei auf Torwart Vandervoort zu – und scheiterte mehr an seinen eigenen Füßen als am RB-Keeper (88.). Das war die Szene, in der Wolfsburgs Traum endete, zehn Jahre nach dem Pokalsieg erneut das Finale in Berlin zu erreichen.