SIPRI: Ukraine überholt alle anderen Länder als größter Waffenimporteur der Welt

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Stand: 10.03.2025 09:09 Uhr

Drei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs ist die Ukraine laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI erstmals der größte Waffenimporteur weltweit. Besonders auffällig ist die erhebliche Abhängigkeit europäischer Länder von US-Rüstungsgütern.

In keinem anderen Land der Welt wurden in den letzten Jahren so viele Waffen geliefert wie in die Ukraine, wie ein Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI zeigt. Die ukrainischen Rüstungsimporte stiegen im Vergleich der letzten beiden fünfjährigen Perioden um nahezu das Hundertfache. Der aktuelle Fünfjahreszeitraum umfasst die Jahre 2020 bis 2024.

Durch den seit drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg hat sich die Ukraine zum größten Rüstungsimporteur der Welt entwickelt. Das Land macht nun 8,8 Prozent des globalen Gesamtvolumens an Einfuhren schwerer Waffen aus, zu denen Panzer, Kampfjets und U-Boote gehören.

An zweiter Stelle stehen Indien (8,3 Prozent), Katar (6,8), Saudi-Arabien (6,8) und Pakistan (4,6). Deutschland belegt lediglich den 33. Platz, ist jedoch der fünftgrößte Rüstungsexporteur weltweit.

Europa rüstet auf

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 haben SIPRI zufolge mindestens 35 Länder Waffen in das angegriffene Land geliefert, meist als militärische Hilfe. Die größten Lieferanten waren die USA als weltgrößter Rüstungsexporteur (45 Prozent), gefolgt von Deutschland (12 Prozent) und Polen (11 Prozent). Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat jedoch kürzlich die Militärhilfen für die Ukraine vorläufig eingestellt.

Die Unsicherheit über den außenpolitischen Kurs der USA wird von den Friedensforschern neben dem Ukraine-Krieg als einer der wichtigsten Gründe angesehen, warum andere Länder in Europa derzeit massiv aufrüsten. Laut SIPRI stiegen die europäischen Waffenimporte im Zeitraum von 2020 bis 2024 um 155 Prozent. Bei den kleineren europäischen NATO-Staaten betrug der Anstieg demnach 105 Prozent.

„Die neuen Waffentransferzahlen verdeutlichen die Aufrüstung, die als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland in Europa stattfindet,“ erklärte der SIPRI-Programmdirektor Mathew George.

Viele europäische Staaten beschaffen Waffensysteme in den USA – die F35-Jets sollen auch bei der deutschen Luftwaffe zum Einsatz kommen.

Starke Abhängigkeit von den USA

64 Prozent der Waffenkäufe der europäischen NATO-Staaten in diesem Zeitraum stammen aus den USA; in den Jahren 2015 bis 2019 waren es laut den SIPRI-Daten noch 52 Prozent gewesen.

Laut dem Forscher Peter Wezeman haben die europäischen NATO-Staaten „fast 500 Kampfflugzeuge, Flugabwehrsysteme und viele andere Waffen bei den USA bestellt“. Diese Waffen sind zu komplex, um sie schnell ersetzen zu können. Eine Veränderung würde „enorme finanzielle und politische Investitionen erfordern“, so Wezeman.

Russlands Exporte gingen deutlich zurück

Die USA konnten ihre Vormachtstellung als führender Rüstungsexporteur erweitern. Auf dem zweiten Platz liegt mittlerweile Frankreich, das im Untersuchungszeitraum von 2020 bis 2024 Waffen an 65 Staaten lieferte.

Im Gegensatz dazu gingen die russischen Exporte in diesem Zeitraum deutlich zurück. Ihr Anteil an den weltweiten Rüstungsexporten betrug nur noch 7,8 Prozent, was etwa einem Drittel der 21 Prozent des Vergleichszeitraums entspricht. SIPRI führt dies darauf zurück, dass die russische Armee für den Angriffskrieg gegen die Ukraine selbst viel mehr Waffen benötigt, um Verluste zu ersetzen. Zudem erschweren Handelssanktionen die russischen Rüstungsexporte.

Wezeman nannte auch einen dritten Faktor. Traditionell exportierte Russland viele Rüstungsgüter nach Indien und China. Da Indien jedoch zunehmend auf andere Länder setzt und China inzwischen viele Rüstungsprodukte selbst entwickelt und hergestellt, sind die russischen Umsätze gesunken.

Das globale Volumen der Rüstungslieferungen sank minimal um 0,6 Prozent. Der Bericht des international renommierten Instituts erscheint jährlich und bezieht sich jeweils auf die vergangenen fünf Jahre.

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