Special Olympics Weltspiele: Sehbehinderte Schweizerin nimmt am alpinen Skiwettbewerb teil | Sport
100 Kilometer westlich von Turin, auf über 2.000 Metern Höhe, befindet sich die Gemeinde Sestriere. Ein Ort mit Tradition: Hier fand 1997 die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt, und 2006 war Sestriere der Austragungsort der alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele.
Heute, 19 Jahre später, ist die ganze Welt wieder zu Gast: Am heutigen Dienstag begannen die Skiwettbewerbe der Special Olympics Weltwinterspiele – das größte Wintersportereignis für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung.
Am Fuß der Piste ist es an diesem Dienstag laut. Richtig laut. Familien, Freunde, Trainer und Teamkameraden feuern die Athleten an, während aus den Lautsprechern aktuelle Hits ertönen. Plötzlich eine Durchsage: Alle sollen bitte still sein, da die nun folgende Athletin absolute Ruhe für ihre Abfahrt benötigt.
Die Athletin ist Judith Wegmann (45) aus der Schweiz. Wenn sie den Hang hinunterrast, ist sie nicht allein. Immer knapp vor ihr fährt Kurt Fedier (57) – ihr Guide. Wegmann ist fast völlig blind.
„Ich sehe hell und dunkel. Aber sonst nichts“, sagt Wegmann zu BILD. Da sie zusätzlich eine geistige Beeinträchtigung hat, nimmt sie nicht an den Paralympics teil, sondern startet bei den Special Olympics, erzählt sie. Auch neben der Piste hat sie eine Betreuung.
Für Wegmann gibt es jedoch keinen Grund, ihrer großen Leidenschaft – dem Skifahren – nicht nachzugehen. „Bereits in meiner Kindheit stand ich auf den Brettern. Rennen fahre ich seit 20 Jahren, natürlich immer in Begleitung eines Guides.“
Seit sieben Jahren steht Kurt Fedier an ihrer Seite. Sie haben sich über einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt, und es hat „sofort super gepasst“ zwischen den beiden. Die Teilnahme an den Special Olympics Weltspielen ist der bisherige Höhepunkt des Duos. „Dass wir jetzt hier starten, ist das Resultat von sieben Jahren hartem Training.“
Wie funktioniert ihre Zusammenarbeit?
Die beiden tragen ein Headset. Fedier erklärt: „Ich fahre knapp vor Judith und gebe Kommandos. Wie bei einer Uhr ist zwölf geradeaus, zwei ist rechts, zehn ist links.“ Wegmann sagt: „Und ich sage ‚Ja‘ und signalisiere, ob ich bereit bin. Kurt hat mittlerweile ein Gefühl für meine Sprache – er erkennt, ob er bremsen oder Gas geben kann.“ Sie erklärt weiter: „Wenn ich ein kurzes ‚Ja‘ sage, kann er Gas geben, wenn ich ‚Jaaaa‘ sage, muss er langsamer fahren. Das funktioniert sehr gut.“
So gut, dass sie bei den Special Olympics Weltspielen in zwei Disziplinen – im Super G und im Riesenslalom – starten werden.
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