US-Wirtschaft: Sorgen um eine Rezession führen zu einem Fall der Börsenkurse in den USA und Europa
Weltweit haben Anleger am Montag Aktien verkauft, aus Angst vor einer möglichen Rezession, die aus der protektionistischen Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump resultieren könnte. An den zentralen Börsen in den USA und Europa sanken die Kurse auf den niedrigsten Stand seit der Präsidentschaftswahl.
Analysten mehrerer großer Investmentbanken hatten zuvor vor dem erhöhten Risiko eines Wirtschaftsabschwungs gewarnt. Trump selbst schloss in einem Interview mit Fox News eine Rezession nicht aus.
An der Wall Street in New York fiel der Dow-Jones-Index, der die 30 größten US-Unternehmen umfasst, bis zum Börsenschluss um zwei Prozent. Der breitere Index S&P 500 sank um 2,7 Prozent – so stark wie seit dem 18. Dezember nicht mehr. Der Index der Technologiebörse Nasdaq reagierte am stärksten auf die zunehmende Unsicherheit, er brach um vier Prozent ein und verzeichnete den größten prozentualen Rückgang an einem Tag seit September 2022.
Tesla-Aktie fällt um 15 Prozent
Auch an den europäischen Börsen in London, Paris und Frankfurt fielen die Kurse. Der gesamteuropäische Index STOXX 600 schloss 1,29 Prozent niedriger. Die Tesla-Aktie fiel um mehr als 15 Prozent. Auch andere große Tech-Konzerne wie Alphabet, Amazon, Meta und Nvidia mussten Kursverluste hinnehmen. Der CBOE Volatilitätsindex, bekannt als Angstmesser der Wall Street, sprang um etwa 19 Prozent auf den höchsten Stand seit dem 5. August.
Anleger haben Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Zollpolitik gegen die größten US-Handelspartner Kanada, Mexiko und China. Analysten verwiesen auf Trumps Fox-Interview am Sonntag als Hauptursache für den Kurssturz. „Ich hasse es, solche Dinge vorherzusagen“, sagte Trump über eine mögliche Rezession, kündigte jedoch eine „Übergangsphase“ an, nach der es irgendwann wieder „großartig für uns“ laufen sollte.
„Die Trump-Regierung scheint die Idee mehr zu akzeptieren, dass es für sie in Ordnung ist, wenn der Markt fällt und sie möglicherweise sogar mit einer Rezession einverstanden ist, um ihre übergeordneten Ziele durchzusetzen“, äußerte Ross Mayfield, Investmentstratege bei der Vermögensverwaltung Baird. „Ich denke, das ist ein großer Weckruf für die Wall Street.“
„Die Unsicherheit über die Auswirkungen von Trumps Zöllen belastet zu Wochenbeginn die Finanzmärkte“, sagte Susannah Streeter, Leiterin Geld und Märkte bei Hargreaves Lansdown. „In den USA droht eine Rezession, das Verbrauchervertrauen sinkt, die Unternehmen stehen vor einer zunehmenden Handelskomplexität und die Anleger werden zunehmend nervöser.“
Anleger blicken nicht mehr durch
Will Compernolle, Stratege bei FHN Financial, sagte: „Wenn der Amtsinhaber im Weißen Haus nicht besonders optimistisch über die kurzfristigen Wachstumserwartungen ist, warum sollten dann die Märkte optimistisch sein?“
Zahlreiche teils widersprüchliche Zollankündigungen Trumps haben die Anleger zuletzt besorgt. „Für alle, die nicht mehr durchblicken: Die US-Zölle gegen Kanada wurden am Dienstag eingeführt, am Mittwoch verschärft, am Donnerstag verschoben und am Freitag erhöht“, erklärte Michael Brown, Stratege bei Pepperstone. „In einem solchen Umfeld ist es für die Marktteilnehmer schlichtweg unmöglich, das Risiko einzuschätzen.“
Investoren fragen sich weiterhin über das Ziel der US-Zölle, berichten Strategen von Glenmede: „Sind sie vorübergehend, um Zugeständnisse zu erzwingen, oder sind sie ein neuer, dauerhafter Bestandteil der US-Handelspolitik?“ Solange hier keine Klarheit herrscht, sind weiterhin starke Schwankungen zu erwarten.
Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners, verwies auf die außergewöhnlich starken Schwankungen des Dax in der vergangenen Woche. „Das zeigt, wie groß die Verunsicherung unter den Anlegern momentan ist.“
Wirtschaftsberater versucht Schadensbegrenzung
Am Montag versuchten Mitglieder der US-Regierung, den Schaden einzudämmen. Ken Hassett, ein wichtiger Wirtschaftsberater Trumps und Chef des Nationalen Wirtschaftsrats, nannte die Aussichten für die US-Wirtschaft grundsätzlich gut. „Es gibt viele Gründe, um extrem zuversichtlich hinsichtlich der künftigen Wirtschaftslage zu sein.“ Der Chef des National Economic Council bestätigte jedoch Prognosen, dass das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal schrumpfen und die Inflation steigen könnte.
Anleger haben ihr Urteil aber vorerst gefällt. „Trump galt als der Retter der Märkte, als er niedrigere Steuern und weniger strenge Regulierung versprach. Jetzt stellt sein Handeln ein Omen für düstere Zeiten dar“, sagte Dan Coatsworth, Investmentanalyst bei AJ Bell in London. „Alle haben wieder das R-Wort auf der Zunge, weil die Leute sich fragen, ob die Zölle nach hinten losgehen und eine Rezession auslösen werden, anstatt wirtschaftlichen Wohlstand für die USA zu bringen.“
Seit seinem Amtsantritt hat Trump per Dekret die Zölle auf sämtliche Produkte aus China um 20 Prozent erhöht, mit der Begründung, dass China zu wenig gegen den grenzüberschreitenden Drogenschmuggel unternimmt. Zudem hat er Zölle gegen seine engsten Handelspartner Kanada und Mexiko verhängt. Ab Mittwoch sollen außerdem Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft treten, die auch die EU betreffen würden.