Was wir über die angebliche Amokfahrt in Mannheim wissen – und was unklar bleibt

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Wieder hat ein Mann in einer deutschen Großstadt mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. In der Mannheimer Innenstadt verloren laut Sicherheitskreisen zwei Menschen ihr Leben. Zuvor berichteten der „Mannheimer Morgen“ und die „tagesschau.de“.

Was ist passiert?

Der Vorfall ereignete sich laut Polizei am zentralen Paradeplatz in Mannheim. Augenzeugen berichten, dass der Mann mit seinem Fahrzeug vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken, die Haupt-Einkaufsstraße, gerast ist und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten angefahren oder umgefahren haben soll. Auf den Planken und rund um den Wasserturm fand ein Fasnachtsmarkt mit zahlreichen Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.

Laut einem dpa-Reporter waren am Ort des Geschehens Trümmer zu sehen. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Fahrers zu sehen. Die Brücken nach Ludwigshafen wurden von schwer bewaffneten Polizisten gesperrt, berichtet der „Mannheimer Morgen“.

Die Polizei meldete die Festnahme des mutmaßlichen Fahrers. Der Mann liegt nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen verletzt im Krankenhaus.

Die Polizei rief die Bürgerinnen und Bürger auf, die Innenstadt zu meiden. Diese solle „großräumig“ umfahren werden, schrieben die Beamten am Montag auf dem Onlinedienst X. Im Warndienst Katwarn wurde eine „lebensbedrohliche Einsatzlage“ gemeldet. Am Nachmittag gab die Polizei der Nachrichtenagentur Reuters zufolge Entwarnung: „Es besteht aktuell keine Gefahr für die Bevölkerung.“ Zuvor war geraten worden, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten.


Die Innenstadt ist nach Polizeiangaben weiträumig abgesperrt worden. Ein Polizeisprecher vor Ort sagte, dass die Absperrmaßnahmen möglicherweise bis in den späten Abend andauern werden.

Gibt es Tote oder Verletzte?

Zwei Menschen kamen ums Leben. Nach ersten Erkenntnissen der Nachrichtenagenturen wurden zwischen fünf und zehn Menschen verletzt. Die „Bild“-Zeitung hatte, unter Berufung auf Sicherheitskreise, von zwei Toten und 25 Verletzten berichtet, wobei 15 schwer verletzt sein sollen. Diese Berichte wurden von der Polizei bislang nicht offiziell bestätigt.

Die Uniklinik Mannheim aktiviert den Katastrophen- und Einsatzplan zur Versorgung von Verletzten. Es wurden insgesamt acht Traumateams bereitgestellt, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. „Verschiebbare Operationen, die noch nicht begonnen hatten, wurden sofort aus dem Operationsplan entfernt, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen“, teilte die Uniklinik mit. Auch die Kapazitäten auf den Intensivstationen wurden verstärkt.

Zwei Erwachsene und ein Kind wurden mit hoher medizinischer Dringlichkeit eingestuft und werden akutmedizinisch versorgt, teilte die Universitätsklinik mit.

Laut Informationen der „Bild“-Zeitung soll sich zudem der Täter bei der Festnahme mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen und dabei lebensgefährlich verletzt haben.

Was ist über den Täter bekannt?

Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Rheinland-Pfalz. Dies hat der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) der dpa mitgeteilt. Die Polizei geht nicht von Mittätern aus.

Einsatzkräfte der Polizei in der Innenstadt.

© dpa/Boris Roessler

Was ist über das Motiv bekannt?

Die Ermittler gehen nicht von einem politischen Hintergrund aus. Dies teilte die Polizei in Mannheim mit. Der Täter sei bisher nicht mit religiösem oder politischem Extremismus aufgefallen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) während einer Pressekonferenz in Mannheim um 19:30 Uhr. Auch einen Zusammenhang zu zeitgleich stattfindenden Fastnachts-Veranstaltungen gebe es nicht.

In den vergangenen Wochen kam es zu mehreren Anschlägen, bei denen Fahrzeuge in Menschenmengen fuhren. Im Dezember verloren in Magdeburg sechs Menschen ihr Leben, als ein mittlerweile 50-jähriger Arzt über den Weihnachtsmarkt raste. Mitte Februar fuhr ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München, wobei eine junge Frau und ein Kind starben.

Die Einkaufsstraße, wo sich der Vorfall ereignete.

© dpa/René Priebe

Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden ergriffen?

Nach Heidelberg hat auch Mannheim die für Dienstag geplanten Fastnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen abgesagt. Dies teilte die Stadt mit. Zudem finde die Straßenfastnacht in der Innenstadt nicht statt, und der Fastnachtsmarkt am Wasserturm wurde nach dem Vorfall geschlossen.

Auch im benachbarten Ludwigshafen werden aufgrund des Einsatzes in Mannheim verstärkte Kontrollen durchgeführt. Man unterstütze mit Kontrollmaßnahmen im Innenstadtbereich und auf den Brücken nach Mannheim, teilte das Polizeipräsidium Rheinpfalz in der rheinland-pfälzischen Nachbarstadt von Mannheim mit.

Ein Polizist sichert bei dem Großeinsatz der Polizei die Umgebung des Tatorts in der Innenstadt

© dpa/Rene Priebe

Im Zusammenhang mit dem Großeinsatz wird vor Ort eine psychologische Betreuung eingerichtet. Diese soll die unmittelbar Beteiligten versorgen, wie ein Polizeisprecher in Mannheim mitteilte. Zudem wird ein Hinweistelefon und eine Zeugensammelstelle eingerichtet.

Mannheim liegt im Norden von Baden-Württemberg an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Mit rund 320.000 Einwohnern ist die Stadt die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs. (dpa/AFP/Tsp)


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